DONJON VON KASTELL LUCERA

Ein geschichtsträchtiges, lehrreiches Kunstwerk als Rekonstruktionsmodell im Maßstab 1:25.

Ausstellung vom 13. 02. bis 27. 02. 2013 in Aachen.

Die Gesellschaft für Internationale Burgenkunde (GIB) in Aachen stellte bis Ende Januar wieder mal ein eindrucksvolles Mittelalter-Modell im großen Maßstab 1:25 vor, und zwar als so genanntes "Inspirationsmodell", d.h. ein lose zusammengesetztes Modell, das nach seiner Vorstellung wieder abgebaut und in seine Einzelteile zerlegt wird. Wegen der positiven Resonanz und des anhaltenden Interesses gibt es vor dem Abbau nochmals vom 13. 02. bis 27. 02. eine Besichtigungsmöglichkeit.

Das Lucera-Modell besteht aus über 15.000 losen Buchenholzbauteilen, hat eine Grundfläche von 2 x 2 m und ist ca. 1,40 m hoch, bestückt mit epochengerechten Figuren des 13. Jahrhunderts in der 7cm-Größe. Die Rekonstruktion des Modells erfolgte an Hand von Stichen des französischen Malers Jean Louis Desprez aus 1786 und einiger Expertenbeschreibungen wie z.B. von Dr. Alexander Knaak aus Berlin.

Historisch passt dieses Modell zu den bereits vorhandenen großen GIB-Schaustücken "Kreuzfahrerschiffe im Hafen von Akkon um 1270" (vgl. Figuren Magazin 3/2011) und "Castel del Monte um 1245" (In Kürze wird es hierzu einen Bericht im Figuren Magazin geben). Insofern sehen die Initiatoren Bernhard und Michael Siepen dieses neue Projekt als Fortsetzung und Darstellung eines interkulturellen Dialogs.

Das Kastell Lucera wurde 1233 durch den Stauferkaiser Friedrich II. in der Nähe von Foggia (Apulien / Süditalien) erbaut zum Schutz seines Königreiches Sizilien. Friedrich II. wurde unter anderem dadurch bekannt, dass er trotz mehrfacher Aufforderung durch Papst Gregor IX. den 5. Kreuzzug hinauszögerte, den er schließlich als König von Jerusalem hinter brachte und in dessen Verlauf er einen 10jährigen Waffenstillstand mit Sultan Malik al-Kâmil erreicht hatte. Seine Nähe und das Verständnis für die Muslime dürfte allen Päpsten seiner Zeit ein Dorn im Auge gewesen sein, weshalb er sogar zweimal gebannt wurde. Auch die schillernde Person des Karl von Anjou als denjenigen, dem das Königreich Sizilien nach Auslöschen der Stauferdynastie übertragen wurde, spielt bei der Ausstellung eine wichtige Rolle.

Nachdem die GIB in der Vergangenheit Modelle des ebenfalls friedrizianischen Castel del Monte und zwei Kreuzfahrerschiffe im Hafen von Akkon (mit der Nave des französischen Königs Ludwig IX. und der Tarida seines Bruder Karl von Anjou) gebaut hatte, ist das Modell von Lucera kein Zufall und verdeutlicht den anspruchsvollen Palast- und Burgenbau in dieser Region. Zudem ist auch die muslimische Geschichte von Lucera um so bewegter, als die Stadt Lucera nach Unterdrückung von Revolten und Umsiedlung der Muslime seitens Friedrichs extra für sie gebaut wurde und von Karl von Anjou II. wiederum nach Niederschlagung von neuen Revolten entvölkert wurde und seitdem völlig verwaist war, ehe sie im 19. Jahrhundert wieder von Archäologen, Malern, Dichtern und Romantikern entdeckt und dennoch offiziell zum Steinbruch erklärt wurde.

Bernhard und Michael Siepen belegen mit diesem hervorragenden Modell-Beispiel nicht zuletzt auch ihr engagiertes Verständnis von Museumspädagogik, das sich allerdings viel besser und eindrucksvoller darstellen ließe mit einem festen Standort für alle bisher von der GIB geschaffenen historischen Schaustücke.

Besuch der Ausstellung nach telefonischer Voranmeldung oder Anfrage per E-Mail.

Kontakt: GIB-Geschäftsstelle, Grindelweg 4, 52076 Aachen, Tel. 0241 / 60 45 00, E-Mail: gib-aachen@burgenkunde.de

Infos im Internet: www.burgenkunde.de

Tipp: Zwei Youtube-Filme

1. Zum Thema "Museum – Geschichte dreidimensional" unter: https://www.youtube.com/watch?v=V6y2qmoX0Ug

2. Für eine künftige Ausstellung "Pilgerziel Jerusalem – Begegnung zwischen Orient und Okzident" unter: http://youtu.be/JTF_DOAKWaM